Marshall 4x12" 1960 Cabinet Jahrgang 1969
Technische Daten
- Gehäuseart: 4x12", 1960 (abgesschrägt)
- Masse: Länge x Tiefe x Höhe = 76 cm x 36 cm x 74 cm
- Holzart: Birke
- Frontbespannung: Basket-Weave (gealtertes Salt'n'Pepper)
- Schalen-Tragegriffe: Metall
- Lautsprecher:
- 3x G12M Celestion T1221 "Pre Rola" à 25W/16Ohm 75Hz/97db mit Pulsonic Membranen (Cone Code = 27/28 102 003)
- 1x M75-PVC Scumback Recone 65W/16Ohm 75Hz/97db mit Kraft Membrane und Nomex Voice-Coil
- Leistung: ~100W
Etwas Eigenes zum Projekt
So eine alte Box hat es in sich. Will man damit den Rock-, Bluesrock und Hardrock-Sound der 70er-Jahre nachahmen, dann ist dies mit passendem Röhren-Amp und entsprechender Gitarre sehr gut realisierbar.
Die "Pre-Rola" Celestions mit ihren Pulsonic-Membranen haben einen mittig singenden und warmen Klang. Dabei werden die Höhen wohldosiert wiedergegeben. Ein verzerter Gitarrensound "schmatzt" so richtig in den Höhen.
Auch klingt das Palm-Muting wohldosiert im Bass- und Mitten-Bereich. Es klingt einfach toll und man kann damit fast nichts falsch machen.
Weitere interessante Infos finden sich im Archiv bei Gitarre & Bass: Marshall & Celestion.
Natürlich soll auch erwähnt werden, dass solche in die Jahre gekommene Speaker in mechanischer und elektrischer Hinsicht ihre Tücken haben. Man geht damit immer ein Risiko ein, dass diese Lautsprecher mit der Zeit einen Schaden aufnehmen können. Man denke da zum Beispiel an defekte Spulen, kratzende Membranen, defekte Sicken, ausgeleierte Membranen, schwache Permanent-Magnete etc.
Ein defekter Lautsprecher geht auf Reisen
Der linke obere Lautsprecher (gesehen von vorne), macht beim Boosten des Gitarrensounds einen Windungsschluss. Wenn man dabei die Spule über dem Lautsprecher misst, erhält man weniger als 1 Ohm Widerstand.
Nach einer bestimmten Zeit verschwindet dieser Windungsschluss wieder von selbst. So wie es aussieht, handelt es sich dabei um einen "dynamischen" Windungsschluss.
Um dies etwas genauer zu untersuchen, lötete ich parallel zur Spule des betroffenen Lautsprechers eine rote LED mit einem Vorwiderstand ein. Dabei leuchtet die LED, wenn der Lautsprecher normal läuft.
Sobald ein Windungsschluss besteht, leuchtet sie nicht mehr. Damit liess sich feststellen, dass dieser Windungsschluss bei kurzzeitigen hohen Lautstärkesprüngen, wie dies beim Boosten geschieht, entsteht.
Nun stellt sich die Frage, wie dieser "dynamische" Windungsschluss entstehen kann? Von wo beruht dieser? Ist es etwas Bewegliches? Was könnte das sein?
Ich baute den Lautsprecher aus und schaute in mir etwas genauer an. Grundsätzlich sieht er für sein alter ziemlich gut aus. Ich gehe davon aus, dass meine beiden Vorbesitzer mehr als genügend Sorge zu dieser Box getragen haben.
Nachdem ich ihn jemandem gebracht hatte, der Reparaturen für HiFi-Lautsrpecher ausführt, konnte ich ein paar interssante Dinge erfahren. Er zeigte mir im Bereich der Spinne, an der Stelle wo die Befestigung und Zentrierung der Membrane am Gehäuse liegt, die korrodierten Stellen.
Hier konnte man kleine Roststellen erkennen. Gemäss dem Fachmann entstanden diese über die gut 50 Jahre, wenn Feuchtigekeit mit dem verwendeten Klebstoff zusammentreffen. Dabei greift diese chemische Zusammensetzung das metallene Gehäuse an und es entsteht Rost.
Das verflixte ist nun, Rost ist zwar ein zersetztes Metall, es ist aber immer noch magnetisch! Die abbröckelnden Rostteile, welche beim Spielen der Box entstehen, werden vom Magnet angezogen.
Auch können Sie in den Luftspalt hineinfallen. Und dann haben wir das bewegliche Teil, welches zum dynamischen Windungsschluss führt.
Da sich nun nicht einfach ein Ersatzlautsprecher vom selben Typ und mit gleichem Jahrgang finden lies, entschied ich mich für eine Reparatur. Anfänglich dachte ich, eine fachkundige Person könne einfach nur die Spule gegen eine Neue austauschen. Dies entpuppte sich aber als schwieriges Unterfangen.
Schliesslich entschied ich mich für ein "Reconing" (Austausch der Membrane inklusive Spule und Spinne), um wenigstens das Gehäuse im Original zu erhalten. Dazu sendete ich das betroffene Objekt nach Kalifornien zu Jim Seavall von der Firma Scumback Speakers.
Wir vereinbarten, dem Original soundmässig möglichst nahe zu kommen. Jim schlug mir deshalb vor, den Typ M75-PVC mit Kraft Paper Voice Coil (PVC) und mit 65 Watt Nomex Voice Coil zu nehmen. Nach getaner Arbeit schickte er ihn mir wieder zurück. Zudem entschied ich mich auf Grund der weiten Reise für einen zusätzlichen Speaker als Ersatz (man weiss ja nie).
Als ich den Speaker wieder in meinen Händen hilt, sah ich, dass Jim seine Arbeit inklusive FBI (full break in) tadellos ausgeführt hat. Weiteres folgt...